Ab ins Hochland! Ein weiteres Muss in Ísland. Aber: Mit einem besseren Linienbus. Unglaublich, aber wahr. Auf einer Straße, die diesen Namen nicht verdient, die von Schlaglöchern übersät, durch wüste Lava-Felder führt und auf der kopf-große Steinbrocken liegen. Zudem ist der Bus überfüllt, weil er nur der Ersatz-Bus ist; der eigentliche einen Defekt hat und alle Reisenden nun in auf die beiden anderen aufgeteilt werden mussten. Statt in drei Bussen fahren wir also in zweien. Der eine davon, ein geländetauglicher, ist viel schneller am Zwischenziel. Und muss in Landmannalaugar auf uns warten, fährt nach einer Pause zurück und sammelt und unterwegs aus dem anderen Bus auf. Die Berge ringsum sind grün überzogen, die Straße gleich nun einer Piste auf dem Mond.
Im Bus wird jeder durchgeschüttelt wie in der Trommel einer Waschmaschine während des Schleudergangs. Es rumpelt, ist laut und unbequem, aber immerhin trocken. Denn draußen werden die Wolken immer dunkler, Regen setzt ein. Nicht selten rennen Schafe über die Piste, der Busfahrer hupt, muss bremsen. 80 Kilometer in mehr als zwei Stunden Fahrtzeit. Vulkankegel von der Basis bis an die Spitze moosbewachsen, zartgrün leuchtend. Dazwischen endlose, schwarze, wüste Flächen. Nur ab und an eine Spur rot…
Immer wieder knallt es, der Bus klingt schwer angeschlagen. Immerhin: der befürchtete Achsbruch bleibt uns erspart. Drei Stunden Verspätung haben wir dennoch – wegen des Umwegs über Landmannalaugar. Das unrhythmische Pochen im Innern des Busses wirkt einschläfernd. Das Hochland selbst ist und bleibt grau, trist und langweilig. Kilometerlang grober Kies, ab und zu von einem Felshaufen unterbrochen: Das Paradebeispiel einer Steinwüste. Nur eisbedeckte Gipfel am Horizont unterbrechen die Monotonie. Die Wolken hängen tief über der Einöde. Alles wirkt sehr tot: grau und staubig der Kies, keine einzige Pflanze weit und breit. Angekommen in den 98% unbewachsenen Landes der Insel. Ein Regenbogen überspannt die Tristesse, leuchtet unglaublich intensiv. Die Piste windet sich in engen Kurven zwischen den kahlen Bergen hindurch.
Die einzige Abwechslung besteht in der größe der Gesteinsbrocken entlang der vom gröbsten Schutt befreiten Bahn. Stünden die Farben dieser Annahme nicht entgegen, man könnte meinen, auf einer Langlaufpiste unterwegs zu sein. Rechts und links davon sind Gesteinswälle, die Spuren führen in der Mitte hindurch. Je länger die Fahrt dauert, desto unerträglicher wird das Gerüttel. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, fällt ständig zu Boden. Nur ein schmaler Streifen entlang der Rinnsale und Bäche gibt es genug Wasser für Leben, ist grün. Der Rest nur grau in unterschiedlichen Schattierungen. Vor uns ist die schier endlose Weite sichtbar und mit ihr viele, viele Kilometer Schotterpiste. Wie ein dünnes Band zieht sie sich und quert dabei etwa alle drei Kilometer einen Gletscherfluss, den es zu furten gilt. Der Motor jault auf, obwohl der Bus nun gerade einmal mit zehn Stundenkilometern durch das Flussbett schleicht.
Nach neun Stunden im Bus wünsche ich mir nichts sehnlicher als wenigstens einen kurzen Abschnitt auf einer geraden, asphaltierten Straße! Aber es rumpelt in einem fort, kein Ende in Sicht. Dann endlich wieder Zivilisation: Bauernhöfe und Schafe. Erleichterung pur, als wir nach fast zehn Stunden die Ringstraße endlich wieder erreichten. Ganz im Norden nun. Mývatn, das Ziel, nur noch 50 Kilometer entfernt. Absehbar. Vor lauter Nebel ist jedoch kaum etwas zu erkennen. Vor der Ankunft noch zwei spektakuläre Wasserfälle bestaunt, danach todmüde ins Bett gefallen. Davor aber vom Busfahrer noch versetzt worden, weil er nicht stoppte, uns dann aber doch noch zurück fuhr! Danke!